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Weibliche Ejakulation

Freudenfluss in Theorie und Praxis

Autorin:
Christina Wons, Berlin
Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie, seit 11/07 als Ärztin in eigener Praxis tätig
seit 1985 Arbeit im Bereich der Sexualtherapie, Ausbildung und langjährige Mitarbeit bei dem Sexualtherapeuten László Németh
seit 1995 Ejakulationsworkshops

Leseprobe aus der LACHESIS Nr. 36
zum Thema "Sexualität!"

Sexualität ist ein Bestandteil weiblicher Identität. Sie gehört zum Kernbereich der Bedürfnisse. Wird weibliche Sexualität als Anpassung an männliche sexuelle Erregungsabläufe praktiziert und erlebt, wird die Grundlage für defensive, anpassungsbereite Haltung von Frauen generell in der Gesellschaft gebildet.
Die weibliche Ejakulation bzw. das Nicht-Wissen um dieses Phänomen ist das Beispiel par excellence, wie wenig weibliche Sexualität noch immer wahrgenommen wird. Folgender Text soll zu mehr Verständnis beitragen. Dabei stelle ich theoretische Grundlagen dar, beschreibe praktisch Stimulationstechniken, mache einen Ausflug in die Geschichte und stelle meine künstlerische Umsetzung des Themas vor.
In Deutschland war ich die Erste, die Ejakulationsworkshops durchführte, und arbeite seit 1995 kontinuierlich auf diesem Gebiet.
Von der Theorie stütze ich mich dabei v.a. auf die Gynäkologin SABINE ZUR NIEDEN, die 1992 über das Thema "Weibliche Ejakulation" promoviert hat. Dabei hat sie teilweise schon lange bekanntes insb. zur Embryologie unter diesem Aspekt neu betrachtet sowie aktuelle Forschungsergebnisse veröffentlicht. Nach der Wiederentdeckung des Freudenflusses durch die Frauengesundheitsbewegung der 70er Jahre gab sie der Beachtung dieses Phänomens einen gebührenden wissenschaftlichen Rahmen.

Theorie - Embryologie
Um die weibliche Ejakulation zu verstehen ist es wichtig, sich mit der Embryologie zu beschäftigen.
Während der 9 Monate Schwangerschaft durchläuft der menschliche Embryo verschiedene Entwicklungsstadien. Am Anfang der Entwicklung verschmelzen Ei und Spermium zu einem einzelligen Organismus, der sich schrittweise durch Zellteilungen, Zellverschiebungen, Zelldifferenzierung und Zellwachstum zu einem vielzelligen menschlichen Organismus ausdifferenziert.
Innerhalb der Embryonalperiode (4.-8. Woche) sind im menschlichen Embryo die Anlagen der späteren Sexualorgane beider Geschlechter vorhanden (Keimdrüsenanlage, Anlagen der inneren Fortpflanzungsorgane und der äußeren Sexualorgane). Der Embryo ist somit zweigeschlechtlich angelegt und kann sich daher in diesem Stadium noch in männlicher oder weiblicher Richtung entwickeln.
Ohne Östrogen- und Testosteroneinwirkung, egal ob das genetische Geschlecht weiblich XX oder männlich XY ist, entwickelt sich der Fötus vom äußeren Erscheinungsbild immer weiblich.
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Praxis - Stimulation
Stimulation des G-Punktes
Der G-Punkt liegt zur Bauchdecke hin im unteren Drittel der vorderen Vaginalwand, d.h. in direkter Nachbarschaft zur Harnröhre und ist damit quasi die Außenwand der Prostata von vaginal aus gesehen bzw. getastet.
Am besten ist dieser Bereich
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Geschichte der weiblichen Ejakulation
Am Ende des 17. Jahrhunderts war die Ejakulation der Frauen Teil ihrer Sexualität, was aus zahlreichen Beschreibungen bekannt ist. Wenn es wissenschaftliche Diskussionen über dieses Phänomen gab, dann ging es lediglich um die Frage, ob nun das männliche oder weibliche Ejakulat die Zeugung bedingt.
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Erst in den 70iger Jahren des 20.Jahrhunderts wurde im Zuge der Frauenbewegung nicht nur der G-Punkt wiederentdeckt, sondern auch die weibliche Prostata und ihre Ejakulationsfähigkeit.
Heute befinden wir uns erneut in einem historischen Augenblick, denn die Wiederentdeckung der weiblichen Ejakulation ist noch jung, steht am Beginn einer völlig neuen Entwicklung, so dass die Frauen, die es (wieder) erlernen, Pionierinnen sind.

Praxis - meine Arbeit als Ärztin
Im Rahmen der therapeutischen Arbeit als Ärztin bin ich sehr daran interessiert, dass Frauen die Fähigkeit zur Ejakulation wiedergewinnen.
Daneben ist für mich als Medizinerin natürlich von größtem Interesse, welche Funktion die weibliche Ejakulation im Rahmen der Sexualität und der Fortpflanzung hat. Bislang wurde in der Wissenschaft und der zugänglichen Literatur ausschließlich die Fähigkeit an sich beschrieben und die Anatomie der weiblichen Prostata bearbeitet. Da jedoch nichts im menschlichen Körper ohne Funktion ist, muss auch die weibliche Ejakulation eine wichtige Funktion besitzen.
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Praxis - Ejakrylate
Aus meiner Arbeit habe ich die Kunstform der weiblichen Ejakrylate entwickelt.
Ejakrylate sind weibliche Markierungen mit colorierten Ergüssen: eine Mischtechnik aus weiblichen Ejakulat und Acryl in zweifarbigen Kombinationen auf Leinwand.
Weibliches Ejakulat besteht u.a. aus Duftstoffen, also chemischen Signalen zum Anlocken geeigneter Sexualpartner/innen. Daher verwende ich den Begriff Markierungen. Meine Bilder sind Körperabdrücke von Frauen (in sexuellen Stellungen), die weibliches Ejakulat beinhalten.
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Die Präsentation umfasst die Ejakrylate selbst und ein 12-minütiges Video-Loop, das den Entstehungsprozess dokumentiert.
Meine Kunst verstehe ich als Provokation, um auf die weibliche Ejakulation aufmerksam zu machen, sich mit dieser auseinanderzusetzen, darauf zu reagieren. Ich verstehe sie als Anregung, um die Fähigkeit zur Ejakulation wiederzugewinnen und damit zu einer intensiven weiblichen Erlebnis- und Erregungsfähigkeit zu gelangen.
Meine Kunst ist Ausdruck der Befreiung, um die seit Generationen anhaltende Diskriminierung weiblicher Sexualität zu beenden.

(Ende der Leseprobe)

 

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