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Lust auf Körper

Autorin: Christa Schulte
Dipl.-Psych., Psychologische Psychotherapeutin KV, Supervisorin BDP

Leseprobe aus der LACHESIS Nr. 29
zum Thema "KÖRPER-BILDER feministisch BEWEGEN"

Lust auf Körper?? - "Ja, natürlich! Aber auf meinen? Ach, im Moment nicht so sehr... eher hätte ich Lust auf den Körper meiner Freundin: den liebe ich wirklich!"

So oder ähnlich klingt es oft in meiner Praxis für Psychotherapie.
Wie viele Frauen sind von der fühlbaren Liebe zu ihrem Körper so weit entfernt wie die Quelle zum Meer? Und wie viele Frauen, die sich schön finden, die die Lust auf ihren Körper regelmäßig pflegen und kultivieren, gelten gleich als egozentrisch?
Fangen wir doch besser bei der Unlust an, vielleicht kennen wir uns damit schon besser aus?

In Zeiten der Entfremdung vom eigenen Körperland werden Frauen heimatlos. Und ohne gutes Zuhause werden sie sicherheitslos - und auf Dauer werden sie selbst-los, d.h. sie werden ihr Selbst los.
Lust aber ist auch eine Grundfunktion des archaischen Körper-Selbst. Wie soll sie also entstehen, wenn die Wahrnehmung des eigenen Körpers oft nur noch schemenhaft oder anhand von Störungen passiert?

Was ist also los mit dem Körper?
Viele Frauen sind ihn nahezu losgeworden, haben ihn abgegeben an Ehe-Männer, Kinder, PartnerInnen, Arbeitgeber, die Kosmetikindustrie, die Wissenschaft, die Ideologie von "Weiblichkeit" und manchmal auch an Fachfrauen für Heilkünste.

Das ist ein Zustand, der der Veränderung bedarf. Wenn ich etwas verändern will, ist es klug, zu wissen, wie etwas entstanden ist.  
Bekannt ist das patriarchal geprägte Spaltungsdenken zwischen gut und böse, Mann und Frau, Geist und Materie, Seele und Körper sowie feinstoffliche und grobstoffliche Energieformen - mit dem Implikat der säuberlichen Trennbarkeit und dem Primat des jeweils Erstgenannten.
Daran haben auch die Kirchen als patriarchale Großinstitutionen kräftig mitgearbeitet, indem sie diese Hierarchien noch über Glaubenssätze und einprägsame Bilder verfestigt und verbreitet haben.

Auch die viel harmloser klingende Polarisierung zwischen "Kopf und Bauch" als Synonyme für Verstand und Gefühl, für Logik und Intuition, zementieren ein lineares Polaritätsdenken, das einem zirkulären, spiraligen, lebendigen Ganzheitlichkeitsdenken entgegensteht, weil es die Betonung auf das Trennende, sich Ausschließende legt - statt auf die Verbindungen dazwischen oder die Wechselwirkung von beidem.
Diese grobe Vereinfachung, die im linearen Spaltungsdenken liegt, dient natürlich der leichteren Reduzierbarkeit von Menschen auf Intellekt, Leistung und einseitige Funktionstüchtigkeit.

Und wenn wir Heile-Frauen diese hierarchisierende Polarisierung mitmachen - z.B. indem wir Interventionen / Hilfsangebote auf der materiell nicht mehr fassbaren feinstofflichen Ebene ohne näheres Hinsehen für wirkungsvoller erachten als "Mittel" für die grobstoffliche Ebene - wirken wir ungewollt einem ganzheitlichen Vorgehen entgegen.
(...)

(Ende der Leseprobe)

 

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