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Interview mit Micaela Ico Bautista

Koordinatorin des Bereichs der Frauen und Hebammen von OMIECH

 

Autorin:
Das Interview führte Mathilde Berguerand mit Micaela Ico Bautista (Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!) im Februar 2019

Leseprobe aus der LACHESIS Nr. 52
mit dem Thema „Polarisierung überwinden- Brücken bauen“

Micaela Icó Bautista hat zusammen mit ihrem verstorbenen Ehemann und anderen Aktivist*innen, Hebammen und Heiler*innen Mitte der 80er Jahre die Organisation OMIECH gegründet (Organización de Médicos Indígenas del Estado de Chiapas, A.C. San Cristobal de las Casas, Mexico). Die Abkürzung bedeutet: Organisation der indigenen Ärzte und Ärztinnen des Bundesstaates Chiapas. Es ist ein Zusammenschluss indigener Heiler, Heilerinnen und Hebammen verschiedener Gemeinden der Tzotziles und Tzeltales aus dem Hochland von Chiapas. Sie haben ein Zentrum in San Cristobal de las Casas mit einem Museum der Maya-Medizin, einer Pharmazie, in der Mitarbeiter*innen Erkrankte beraten und Heilkräuter empfehlen, die auch käuflich zu erwerben sind. Ein weiterer Schwerpunkt von OMIECH ist der Frauen- und Hebammenbereich, in dem bei Frauenerkrankungen und zu den Themen Verhütung, Schwangerschaft und Geburt beraten und die Arbeit und Wissensweitergabe traditioneller Maya-Hebammen organisiert wird. Von Anfang an war die Koordinatorin dieses Bereichs Micaela Icó Bautista. 2019 führte Mathilde Berguerand mit Micaela Icó Bautista ein Interview über den jahrzehntelangen Kampf für den Erhalt der traditionellen Medizin der Maya. Im hier vorliegenden Interview handelt es sich um eine gekürzte Ausgabe. Das Original ist zu lesen im vom Bellis-Verlag 2023 herausgegebenen Buch Frauenheilkunde der Maya – Tradierte Medizin der indigenen Heiler*innen heute, eine Übersetzung von acht Publikationen von OMIECH.

Was ist deine Rolle in der Organisation der indigenen Maya-Ärzte in Chiapas?
Ich spreche Tzotsil. Ich komme aus dem Dorf San Andrés Puerto Rico, das zur Gemeinde Huixtan gehört. (…) Ich lebe seit 30 Jahren in San Cristobal de las Casas. Ich stamme vom Dorf, lebe aber jetzt in der Stadt. (…) Ich bin 1980 gekommen, um ein Fachabitur als Krankenschwester zu machen. Aber das dauerte nur eine kurze Zeit, es hat nur anderthalb Jahre gedauert. Danach habe ich gehört, dass die indigenen Ärzte angefangen haben, sich zusammen zu organisieren. So sind wir als eine Organisation der Maya-Medizin entstanden und haben angefangen, Geld zu sammeln und Interviews zu machen mit den traditionellen Ärzten. Das hat mir gefallen und ich habe dabei mitgemacht. Ich bin in die Dörfer gereist zu diesen traditionellen Ärzten, Ärztinnen und Hebammen von der Fünften Kategorie1, um zu erfahren und um zu sehen, was für eine Arbeit sie leisten.
(…) Als wichtigste Aufgabe, vor allem als Frau, wurde ich gefragt, ob ich die Frauen koordinieren könnte. Das ist meine Funktion, ich habe angefangen, die Frauen zu organisieren, zu versammeln. Die Frauen, die Hebammen sind, oder auch nicht. Danach habe ich nicht nur die Hebammen aufgesucht, sondern ich habe auch alle traditionellen Ärzte und Ärztinnen aus den Fünf Kategorien interviewt, das habe ich gemacht. Ich habe angefangen, die uralten Kenntnisse zu sammeln. Was sie machen, und welche Lebensnotwendigkeiten sie hatten. Ich spürte, dass ich in dieser Zeit sehr aufmerksam war. (...)

Was ist das Ziel des Fachgebiets für Frauen und Hebammen?
Die Frauen, die Schwangeren suchen Unterstützung. Was werden sie machen ohne Hebammen? Was wird eine Hebamme tun, wenn sie beschuldigt wurde und ihr gesagt wird, dass sie nichts weiß, und sie sich nicht auskennt, wie sie heilen kann? Also, sie haben angefangen sich auszutauschen, um sich gegenseitig zu stärken, um die Geschichten und Erzählungen der ältesten Hebammen zu hören, die zwischen 60 und 70 Jahre alt waren. So haben wir mehr über ihr Wissen erfahren. Es war ein ganz tiefes Wissen. So haben wir angefangen zu reden, uns auszutauschen, weiterzugeben, an Enkelinnen, an unsere Töchter und so weiter. Um ihr Wissen zu erhalten, zu entwickeln und zu verbessern, um es zu retten. Um dieses Wissen wieder zum Leben zu erwecken, um in die Zukunft zu blicken, für unsere Kinder und Enkel und Enkelinnen. (…)
(Ende der Leseprobe)

1 Anmerk.: Es handelt sich dabei um verschiedene Bereiche der heilerischen Tätigkeit. Das reicht von der traditionellen Geburtshilfe der Maya-Hebammen bis zu den Pulsfühler*innen und den Beter*innen auf dem Berg.

 

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